Abilektüre der jetzigen Première (Muttersprache Deutsch): „Herkunft“ von Saša Stanišić. Was diese so besonders macht? Der Autor lebt noch. Aufgrund dieser Tatsache konnte die gesamte deutsche Seite des Jahrgangs am Abend des 10.11.2022 in Begleitung der drei Deutschlehrerinnen die Lesung „Meine Damen und Herren, ich brauche einen Freiwilligen“ von Saša Stanišić besuchen. Die Lesung war gut besucht, sodass man sogar noch einen extra Raum für ZuhörerInnen einrichtete, weil der Ratssaal Freiburg nicht ausreichte.
Nach einer kurzen Einführung kamen Saša Stanišić und Moderatorin und Literaturkritikerin Insa Wilke nach vorne. Letztere stellte ihm verschiedene Fragen, zum Beispiel inwiefern Fiktion und Fakten in seinem autobiographischen Roman „Herkunft“ eine Rolle spielen. Der Roman handelt von der Flucht des Ich-Erzählers vor dem Bürgerkrieg aus Jugoslawien nach Deutschland und die damit verbundenen Konflikte, wobei die Erzählungen immer wieder durch Erfundenes ergänzt werden. 
Für Saša Stanišić war es besonders wichtig, die Problematik des Krieges faktenbasiert wiederzugeben, bei Erzählungen aus seinem eigenen Leben ergänzte er gelegentlich aber auch, änderte auf Wunsch manche Namen und band damalige Vorstellungen mit ein, zum Beispiel, dass er als Kind gedacht hatte, seine Großmutter wäre Teil der Mafia. Eine Schwierigkeit, die er aufgriff, war, dass man der deutschen Leserschaft mehr erklären musste als der jugoslawischen, wodurch er sich genau überlegen musste, was er in sein Buch miteinbrachte und was nicht. Am Ende seines Romans gibt es einen Teil, in dem der Leser selbst entscheiden darf, wie es weitergeht, indem er zwischen mehreren Möglichkeiten wählt. Dies ließ Saša Stanišić auch in seine Lesung mit einfließen, als er fragte, welches Kapitel wir lieber hören wollten. Er las aus seinen Büchern „Herkunft“, „Vor dem Fest“ und „Hey, hey, hey, Taxi“. Letzteres ist ein Kinderbuch, bei dem sein Sohn mitgeholfen hat. Daraus vorzulesen schien ihm besonders wichtig. Im Anschluss signierte er noch Bücher und beantwortete Fragen. Diese Gelegenheit nutzen einige von uns und stellten ihm Fragen zur gerade geschriebenen Deutsch-Klausur. Saša Stanišić erwähnte, wie schön er es fände, dass Jugendliche als Klasse gemeinsam seine Lesung besuchten. Dass man mit dem Autor seiner Abi-Lektüre sprechen kann, ist etwas ganz Besonderes und genauso hat sich der Abend angefühlt.
Artikel: Aliyah Strukely (1ere SMP)