Treffen mit Zeitzeugen des Holocausts

Zeitzeuge23.10.2015
 
Wir, die Klassen der 1ère, hatten das Glück, dass unser Geschichtslehrer Herr Beutel es uns ermöglicht hat, am letzten Schultag vor den Ferien einen Zeitzeugen aus Polen kennenzulernen. Jacek Zieliniewicz hat mit seinen 89 Jahren den Weg aus Polen nach Freiburg auf sich genommen um uns von seiner Vergangenheit im Konzentrationslager in Auschwitz zu erzählen. Gespannt auf die zwei Stunden, nahmen wir also alle im alten Musiksaal Platz und beobachteten den alten Mann, der sich vorne an seinem Tisch auf seinen Vortrag vorbereitete. Er hing zwei große Plakate mit Bildern des KZ Lagers an die Tafel und befestigte ein kleines Mikrofon an seinem Jackett.
Bevor Jacek anfing zu reden, lächelte er uns einmal kurz zu, was ihn uns vom ersten Augenblick an total sympathisch machte. Eine nette Dame, die in seiner Begleitung dabei war, stellte ihn kurz vor und dann begann Jacek auch schon selbst zu reden. Er entschuldigte sich im Voraus für sein schlechtes Deutsch, wobei sich nach ein paar Sätzen schon feststellen lies, dass er wirklich gut deutsch sprechen konnte.
Jacek fing an von seiner Zeit als Jugendlicher zu erzählen. Mit nur 17 Jahren wurde er, wie einige Polen damals, grundlos verhaftet und musste seine Familie verlassen um nach Auschwitz ins KZ Lager gebracht zu werden. Er erzählte uns nun von seinem einjährigen Aufenthalt, von 1942-1943, im KZ Lager und ließ uns somit an seiner schlimmen Jugend teilhaben. Wie gebannt hörten wir ihm zu und waren innerlich gerührt und sehr entsetzt davon, was Jacek in jungen Jahren erleben musste. Dazu gehörte, dass er innerhalb von kürzester Zeit von 70 auf 38 Kilo heruntergemagert war, und dass er jeden einzelnen Schluck aus seiner Suppe genießen musste. Er sagte, er habe heute noch den Geruch verbrannter Menschen in der Nase.
Wir haben erfuhren viele uns bis dahin noch unbekannte Dinge über den zweiten Weltkrieg. Sehr interessant war, dass Jacek uns Material mitgebrachte. Er hatte Bilder dabei, sein Zertifikat aus Frankreich, auf dem stand, dass er ein freier Mann war und einen Brief, den er von Auschwitz an seine Familie geschrieben hatte. Als man diese Dinge in der Hand hielt, merkte man verstärkt, wie real das alles ist.
Von Jaceks Vortrag waren wir begeistert! Mit seinen fast 90 Jahren hat er uns alles frei erzählt, konnte uns jede einzelne Zahl auswendig sagen, zeigte uns auf den Karten, wo er im KZ Lager geschlafen hat und setzte sich während der 2 Stunden nicht ein mal hin. Insgesamt war das Treffen mit Jacek eine Bereicherung für uns. Dadurch, dass er immer wieder davon sprach, wie wichtig Kinder sind und dass man Kinder nicht töten sondern lieben sollte, fühlten wir uns noch betroffener. Er wiederholte oft, dass er die Deutschen nicht verabscheut, für das was sie ihm angetan hatten. Er sagte mehrmals, dass wir uns immer merken sollen, dass es keine bösen Nationen gibt, sondern nur gute und böse Menschen in jeder Nation. Zu unserer Freude sagte Jacek, dass er in uns Schülern nun neue Freunde gefunden hat und dass wir, seine Freunde, nicht dafür verantwortlich sind was im früher Krieg passiert ist, dass wir aber selbst für eine Zukunft voller Frieden verantwortlich sind.
In diesem Sinne bedanken wir uns noch einmal recht herzlich bei Jacek Zieliniewicz, dass er den weiten Weg auf sich genommen hat, um uns ein Stück mehr Lebenserfahrung mitzugeben. Jacek ist ein fröhlicher, guter Mann, dem wir alles Gute für die Zukunft un.d ein hoffentlich noch gesundes Leben wünschen!
 
Annalena Schmid, 1ère L1

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