Ein inspirierendes Treffen mit einer außergewöhnlichen Wissenschaftlerin.
Am Freitag, den 14. März 2025, hatten wir das Glück, Anne L’Huillier, Nobelpreisträgerin für Physik 2023, an unserer Schule zu empfangen. Sie ist nach Marie Curie die zweite Französin, die einen Nobelpreis für Physik erhielt. Frau L’Huillier berichtete uns von ihrem beruflichen Werdegang. Alle Schüler der 11. Klasse sowie die naturwissenschaftlichen Schüler der 12. Klasse versammelten sich von 9 bis 10 Uhr im Foyer des Neubaus, um ihre Geschichte und ihre faszinierende Entdeckung der Attosekundenphysik zu hören. 2025 ist übrigens das internationale Jahr der Quantenwissenschaft und -technologie, da es den 100. Jahrestag der Entwicklung der Quantenmechanik markiert.
Ein inspirierender wissenschaftlicher Werdegang
Anne L’Huillier wurde 1958 in Paris geboren. Sie wuchs in einem wissenschaftlich geprägten Umfeld auf, da ihr Großvater Informatikingenieur und ihr Vater Professor für Radiotechnologie war. Nach ihrem Abitur im Jahr 1987 entschied sie sich für ein Physikstudium in Paris, da sie dieses Fach zusammen mit der Mathematik am meisten interessierte. Am Ende ihres Studiums ermutigte sie einer ihrer Universitätsprofessoren, sich weiter mit Atomphysik zu beschäftigen, und so wurde sie eine Nachwuchsforscherin am CEA (Commissariat à l'énergie atomique).
Ein revolutionäres Gebiet für das Verständnis der Materie: die Attosekundenphysik
Am Beginn ihrer Präsentation erklärte uns Frau L’Huillier, dass man, wenn man die Bewegung von Elektronen beobachten möchte, Lichtimpulse im Bereich von Attosekunden erzeugen muss, also im Bereich von 10^-18 Sekunden. Das Präfix "atto" stammt vom dänischen Wort "atten", das "achtzehn" bedeutet. Die damals verwendeten Laser ermöglichten es, Materie auf extrem kurzen Zeitskalen zu erforschen. Sie waren jedoch zu begrenzt, um die Dynamik der Elektronen zu beobachten, deren Skala sich im Attosekundenbereich befindet. Anne L’Huillier überwand diese Grenze, indem sie ein Verfahren entdeckte, das hohe Harmonische nutzt, um ultrakurze Lichtblitze zu erzeugen. Dies markierte die Geburt der Attosekundenwissenschaft. Diese revolutionäre Entwicklung ermöglicht es, Elektronen zu untersuchen und sogar zu kontrollieren, was neue Perspektiven in Chemie und Physik eröffnet. Zur Erläuterung verglich Frau L’Huillier die Harmonischen in der Physik mit musikalischen Harmonischen. Sie lud einen Schüler ein, drei identische Noten auf dem Klavier in verschiedenen Oktaven zu spielen, um zu zeigen, dass dabei die Frequenz eines Tons multipliziert wird. Die optischen Harmonischen sind Lichtwellen mit der vielfachen Frequenz einer Lichtwelle. Frau L’Huillier entwickelte gemeinsam mit ihrem ersten Doktoranden ein Experiment unter Verwendung eines Lasers, einer kohärenten Lichtquelle. In der Musik versetzt der Bogen die Saiten einer Violine in Schwingung, während in ihrem Experiment der Laser die Elektronen eines Gases anregt und so Licht-Harmonische erzeugt. Ihre Forschung in der Attosekundenphysik besteht anschließend darin, die verschiedenen von Elektronen emittierten Frequenzen zu bestimmen, um ihre Bewegung zu messen.
Eine internationale Karriere
1992 wurde sie eingeladen, in Lund, Schweden, zu arbeiten, wo Forscher neue Lasertechnologien entwickelt hatten. Sie zog dorthin und wurde 1997 Universitätsprofessorin, ein Beruf, den sie in Frankreich beim CEA nicht ausüben konnte. Dieser Neuanfang in Schweden war für sie eine schwierige, aber sehr bereichernde Erfahrung. Dort leitet sie heute ein Team von rund dreißig Forschern, Männern und Frauen gleichermaßen. Die Entdeckung von Anne L’Huillier ermöglicht derzeit noch keine direkten Anwendungen oder konkreten Fortschritte, aber sie hofft, dass sie in Zukunft zur Entwicklung hochmoderner elektronischer Bauteile für künftige Computer und Telefone beitragen wird.
Weltweite Anerkennung und eine starke Botschaft
Als sie erfuhr, dass sie den Nobelpreis erhalten würde, war Frau L’Huillier sehr überrascht, da sie dies überhaupt nicht erwartet hatte. 2023 nahm sie an der prestigeträchtigen Nobelpreisverleihung in Stockholm teil. Die schwedische Königsfamilie war anwesend und das Königliche Philharmonische Orchester Stockholm spielte. Beim anschließenden Banquett konnte Frau L’Huillier sogar neben dem König zu Abend essen! Heutzutage verbringt Anne L’Huillier wegen ihres Nobelpreises weniger Zeit mit ihrer Forschung, sondern sie teilt ihr Wissen auf der ganzen Welt als weibliche Führungspersönlichkeit in der Wissenschaft. Die wichtigste Botschaft ihrer Rede war, dass alles möglich ist. Die Wissenschaft steht jedem offen, ob Frau oder Mann. Besonders an die Mädchen gerichtet sagte sie: "Wenn ihr euch für Wissenschaft interessiert, dann macht es, hört nicht darauf, was andere sagen." Ihrer Meinung nach braucht die Forschung Frauen, um die Wissenschaft voranzubringen.
Die Meinung der Schüler
Nach der Konferenz konnte ich einige Schüler interviewen.
Was haltet ihr von dieser Präsentation? Was habt ihr daraus mitgenommen?
Frau L’Huillier scheint eine sehr bescheidene und natürliche Person zu sein. Trotz ihres Ruhms blieb sie uns gegenüber zugänglich und erklärte uns komplexe Prinzipien mit einer auf unser Niveau angepassten Didaktik. Das ermöglichte uns, komplizierte physikalische Konzepte zu verstehen, auch wenn wir nicht unbedingt an diesem Fach interessiert sind. Es war für alle verständlich. Eine berühmte Person ist genauso "menschlich" wie jemand, den man auf der Straße trifft. Maïlys Wissler 1SBC1 und Daphnée Beurier 1ES
Frau L’Huillier erklärte ein kompliziertes Thema so gut, dass es sogar ein Kind hätte verstehen können. Ihr Vortrag war sehr interessant und inspirierend.
Farès Bouadila 1SBC1
Welche Botschaft habt ihr im Bezug auf Frauen mitgenommen?
Frau L’Huillier ist ein wunderbares Vorbild für alle jungen Mädchen an dieser Schule. Wir können uns von ihrem Werdegang inspirieren lassen und jeden Beruf ergreifen, der uns gefällt.
Maïlys Wissler 1SBC1 und Daphnée Beurier 1ES
Das Beispiel von Frau L’Huillier vermittelt eine Botschaft der Hoffnung und Ermutigung für Frauen. Die Physik ist ein Bereich, in dem Frauen auch heute noch wenig vertreten sind. Dies kann auch die Mädchen unseres Gymnasiums dazu motivieren, sich für die Wissenschaft zu begeistern, was sehr wichtig ist, da es in allen Berufen Vielfalt geben muss.
Farès Bouadila 1SBC1
Chiara Casetta (1SBC1)