Man spielt nicht mit der Europäischen Union

Europa befindet sich vielleicht vor einem tiefgreifenden Wandel und deswegen möchten wir einen pro-europäischen Appell über verschiedene Medien verbreiten.
Momentan herrscht in vielen europäischen Ländern eine von Angst gekennzeichnete Stimmung, doch wir denken, dass es für die Bürgerinnen und Bürger an der Zeit ist, ihre Stimme zu erheben.
Deswegen haben SchülerInnen des Deutsch-Französischen Gymnasiums in Freiburg im Breisgau den unten stehenden Text „Man spielt nicht mit der Europäischen Union" geschrieben und übersetzt.
Dieser Text wird vom Schülerrat, dem Elternbeirat, dem Kollegium und der Schulleitung unterstützt.
Die gesamte Schulgemeinschaft arbeitet zur Zeit daran, diesen Text in diversen lokalen und internationalen Medien zu verbreiten.
Wenn Sie der gleichen Ansicht sind,qrcode EUTexte so können Sie der Sache helfen, indem Sie uns durch die Verbreitung dieses Appells unterstützen (http://ogy.de/EU).
 

"Man spielt nicht mit der Europäischen Union"

„Nein zur EU!“. Aha. Und was dann? Nationalismus? Ausgrenzung und Isolationspolitik? Hass schüren und Grenzen schließen?

Anti-europäische Bewegungen werden immer populärer; nicht nur in Großbritannien, sondern auch hier bei uns. Dies macht deutlich, dass der Euroskeptizismus zur reellen Bedrohung für die grundlegenden Werte des europäischen Zusammenlebens geworden ist. Aber warum zeigen sich so viele Europäer 60 Jahre nach der Schaffung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft so kritisch gegenüber einem der größten Fortschritte der Zeit?

Dass einige der 510 Millionen EU-Bürgerinnen und -Bürger die Union in Frage stellen, ist verständlich. Es gibt jedoch genauso wenig Zweifel daran, dass unsere EU, so wie sie ist, unvollkommen und komplex ist. Sie verstärkt den Einfluss der Lobbyisten und lässt dabei den simplen Bürger im Stich. Die EU versteht sich als Einheit und ist dabei nicht in der Lage, eine einheitliche Politik aufzuweisen. Der Mangel an einer solchen einheitlichen Politik macht es unmöglich, die zunehmenden wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheiten zwischen den Einwohnern der verschiedenen Länder zu bekämpfen.

Wozu ein verfeindetes und gespaltenes Europa führt, muss wohl keinem ins Gedächtnis gerufen werden. Oder vielleicht doch? Die erste Hälfte des letzten Jahrhunderts sollte als Mahnung dienen.

Die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft wurde vor 60 Jahren mit dem Willen gegründet, den Frieden zu garantieren und zu wahren. Gerade heutzutage in einer unsicheren Welt, in der Hunderttausende vor Krieg und Terror fliehen, sollten wir ein so wertvolles Geschenk annehmen und gut hüten. Es wäre leichtsinnig, so viel aufs Spiel zu setzen.

Die EU schützt darüber hinaus auch die Demokratie. Presse-, Meinungs- und Religionsfreiheit sind dabei nur ein Bruchteil der unantastbaren Rechte, an denen sich die Europäer erfreuen dürfen. Ist es nicht ein immenses Glück, in einem Land zu leben, in dem die Prinzipien Freiheit und Selbstbestimmung in der Verfassung verankert sind?

Alle Mitgliedsstaaten der EU müssen demokratische Richtlinien einhalten, und Staaten, die einen Beitritt anstreben, kommen nicht um Reformprozesse herum. Damit wird zur Ausbreitung demokratischer Werte beigetragen.

Zwei der wichtigsten Aspekte sind der freie Personenverkehr und die einheitliche Währung. Freilich sind sie nicht perfekt ausgefeilt; vor allem der Euro steht häufig in der Kritik. In der Eurozone fällt der Währungstausch weg und somit auch die damit verbundenen Gebühren. Man kann in jedes Land reisen, ohne Passkontrollen oder Visumpflicht. Das Schengener Abkommen, in dem die freie Grenzüberschreitung gesetzlich festgehalten ist, trägt also nicht nur zur wirtschaftlichen Dynamik, sondern auch zum interkulturellen Austausch und somit zum Frieden und Verständnis zwischen den verschiedenen Kulturen bei.

Wenn man hört, dass andere Länder Mauern bauen wollen, kann man nur den Kopf schütteln. Europa ist mit solchen Ereignissen vertraut. So weit darf es nie mehr kommen. Den freien Personenverkehr infrage zu stellen, in wessen Namen auch immer, ist ein Rückschlag für die so freie und vielfältige europäische Gesellschaft.

Die EU ist nicht perfekt. Doch sie wahrt den Frieden und die Sicherheit in Europa. Sie zu kritisieren ist legitim. Sie zu zerstören nicht.

Man kann nicht abstreiten, dass Reformen und Neuerungen notwendig sind, die die EU fit für die Zukunft machen. Doch diese Reformen lassen sich nur durch Einheit und Geschlossenheit durchführen, nicht durch Abneigung und Zerrissenheit.

Mehr denn je ist eine Stärkung der Europäischen Union notwendig.

Ist es kein Privileg, seine Nachbarn als Freunde ansehen zu dürfen? Frei verkehren zu können ohne Passkontrolle? Nie Geld wechseln zu müssen? Und vor allem: in Frieden zu leben?

Für uns Europäer sind diese Vorteile selbstverständlich geworden, wie so vieles in der EU. Und doch gibt es immer mehr Menschen, die all dies in Frage stellen.

Sehr geehrte europäische Mitbürgerinnen und Mitbürger,
wir sind pro-europäisch und bekunden dies lautstark!
Wir sind stolz, ein Teil einer Union zu sein, deren 510 Millionen Einwohner verschiedenen und vielfältigen Kulturen angehören.
Wir wollen Austausch und keine Mauern. Unsere Europäische Union muss gleichbedeutend sein mit Freiheit, Frieden und Sicherheit.
Wir wünschen uns eine demokratischere, transparentere und sozial gerechtere Europäische Union.
Wir brauchen verbindende Projekte.

Der Schülerrat des Deutsch-Französischen Gymnasiums in Freiburg im Breisgau, Deutschland, unterstützt vom Elternbeirat, Kollegium und der Schulleitung.


Das Deutsch-Französische Gymnasium in Freiburg ist eine öffentliche, binationale und bikulturelle Begegnungsschule mit besonderem Status auf der Grundlage des Deutsch-Französischen Freundschaftsvertrages von 1963. Die Schülerinnen und Schüler erleben authentisch französische und deutsche Lehrer und Unterrichtsmethoden.
Wir, Schüler, Eltern, und Lehrer, haben unsere Wurzeln in zahlreichen Ländern Europas und auch im Rest der Welt. Jedoch ist dies keine Hürde, sondern eine Bereicherung: Wir leben und arbeiten zusammen und teilen sowohl unsere Kultur als auch unsere Gebräuche. Hier, am Deutsch-Französischen Gymnasium, bringen uns unsere Unterschiede zusammen.

 

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