Beten, beten, beten?

Schwester EdithEin Besuch im Kloster St. Lioba in Günterstal
 
9 Uhr. Nach einer Straßenbahnfahrt kommen die Schüler und Schülerinnen der Klasse 7b schließlich am Kloster St. Lioba in Günterstal an. Ihnen steht eine kleine Tour durch die toskanische Villa bevor, die Führerin: Schwester Edith, früher Lehrerin, die ihrer Gesinnung ins Kloster gefolgt ist.
 
„Man ist nicht sofort im Kloster. Erst wird in einer Eingewöhnungszeit geprüft, ob man gerne an den Gebetszeiten teilnimmt und sich auch sonst gut einlebt. Denn so kann man feststellen, ob die Novizin wirklich Gott sucht. Denn wer ihn sucht, für den sind diese 5 Zeiten am Tag eine erfüllende Sache, das erfährt man später immer mehr.
Warum Schwester Edith Schwester Edith heißt, erzählt die Nonne auch: „Wenn man wirklich im Kloster aufgenommen wurde, beginnt ein neues Leben mit einem neuen Namen. So auch bei mir. Jede Nonne darf für sich einen Namenswunsch abgeben. Ich wollte Edith heißen, nach Edith Stein . Die Priorin fand jedoch, in jedem weiblichen Namen müsste ein A vorkommen. Eine Schwester Editha gab es schon, und da dass Kloster verhindern wollte, dass es einen Namen doppelt gab, hatte die Priorin nur die Möglichkeit, mich „Ediath“, „Eadith“ oder doch „Edith“ zu nennen. Sie entschied sich für Letzteres.“
Kloster LiobaDie Schüler erfahren auch die Geschichte des Klosters: „1920 wurde die Wohlgemuth'sche Villa, wie sie auch genannt wird, an die Freiburgerin Maria Föhrenbach übergegeben, die daraus das Kloster St. Lioba machte. Viele Männer waren nicht aus dem Krieg zurückgekommen und ihre Frauen brauchten jetzt inneren Halt. Und den findet jeder Mensch in Gott. Da sollte eine Gemeinschaft des Gebetes und der sozialen Arbeit helfen. Natürlich gibt es als Mitarbeiter auch Männer im Kloster, wie zum Beispiel Gärtner oder Hausmeister. Die 65 verbliebenen Schwestern würden mittlerweile nicht nur im Kloster arbeiten, sondern auch soziale Arbeit verrichten, wie sie als Lehrerin.
„Und wer war St. Lioba?“, fragt ein Schüler. „Das wusste ich am Anfang auch nicht. Sie ist nach Benedikt die zweite Patronin unseres Klosters. Sie war eine Verwandte von Bonifatius und hat den Frauen schon im 8. Jahrhundert lesen, schreiben, kochen und vieles anderes beigebracht, was damals ganz ungewöhnlich war. St. Lioba sollte als moderne Frau ihrer Zeit auch heute Vorbild stehen.“
Den Schülern wird auch der Gottesdienstraum gezeigt. Viele staunen über die moderne Ausstattung mit Videoübertragung, durch die Kranke und Alte am Gottesdienst teilhaben können, ohne den Weg auf sich zu nehmen.

Schwester Edith erzählt und erklärt noch viele andere Sachen, zum Beispiel dass das Frühaufstehen sie immer noch nerve, dass beim Essen auch aus der Badischen Zeitung vorgelesen wird und dass das Kloster bald Flüchtlinge aufnimmt.
Nach einer Fragerunde, bei der unter anderem das Nachwuchsproblem des Klosters angesprochen wird, teilt Schwester Edith schließlich als Mini-Geschenke noch Olivenholzkreuze aus Bethlehem aus und zeigt den Besuchern die moderne Kapelle. Durch ein gelbes Glaskreuz scheint die Sonne herein und schafft die perfekte Stimmung für Gebete. „Jesus' Wohnzimmer“ nennt die Schwester diesen Raum, und das passt sehr gut.
Am Ende überreicht die begleitende Geschichtslehrerin, Frau Eggert, noch Blumen und drückt damit den Dank der gesamten Klasse aus: So interessant hatten sie sich den Besuch im Kloster nicht vorgestellt!
 
Charlotte Reuter, 7b

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